Das Ölgemälde „Anbetung durch die Hirten“ (1510) zeigt das Weihnachtsgeschehen, wie man es aus dem Lukasevangelium kennt. Im Mittelpunkt des Geschehens stehen Maria und Josef mit dem frischgeborenen Jesus. Maria trägt ein rotes Kleid, darüber ist ein blauer Mantel. In der gleichen Farbe liegt auch der Sohn auf einem Tuch. In früherer Zeit wurden Heilige, Mutter Gottes und andere mit goldener Farbe hervorgehoben doch diese Farbe war bald Mangelware, seitdem behilft man sich mit der blauen Farbe.
Während Maria recht jung auf dem Bild ausschaut, wird hingegen Josef in einem fortgeschrittenen Alter dargestellt. Zudem trägt er beige und braune Kleidung, ein Hinweis darauf, dass er von Ridolfo Ghirlandaio nicht als ein Heiliger betrachtet wird. Jedoch segnet Josef sein Kind, seine beiden Hände sind zur Segnung ausgestreckt.
Rechts und links von der Familie sind drei Heilige abgebildet. Die beiden linken Männer in roter Kleidung sind nicht eindeutig identifizierbar, um welche Heilige es sich hierbei handelt, aber der vordere trägt über seinem Kopf einen Heiligenschein, der hinter ihm steht, trägt eine Mönchskutte. Rechts im Bild ist der Heilige Stephanus, erkennbar an den Pfeilen, die seinen Körper durchdringen und auch er trägt ein roten Umhang.
Hinter Joseph und Stephanus sind zwei Hirten, der eine weist auf das Kind hin und erklärt vermutlich seinem Kollegen, was das besondere an diesem Kind ist, zumindest kann man dies aus seinem Fingerzeig und durch seine Zuwendung zu dem Mann mit dem Schaf daraus interpretieren. Hinter Maria ist zudem ein Ochse und ein Esel abgebildet, der Esel schaut fasziniert auf das Kind.
Im Himmel sind drei Engel, der mittlere Engel liest etwas, die anderen beiden lesen offenbar mit.
Unter den drei Engeln im Hintergrund kann man Florenz erkennen und nicht wie man erwarten könnte, die Stadt Betlehem. Offenbar reiten und laufen einige aus der Stadt, den Hügel hinauf. Es bleibt unklar, worauf der italienischen Maler anspielt, es sei aber angemerkt, dass dies die Zeit der Umbrüche in Florenz ist, flankiert mit kriegerischen Auseinandersetzungen.
Insgesamt sind auf dem Gemälde elf Personen, die unmittelbar mit dem Geschehen zu tun haben. Normalerweise könnte man mit zwölf Personen rechnen, um den Hinweis auf die späteren Jünger Jesu zu geben, aber Judas gilt als Verräter, den man auf keinen Fall dabei haben wollte, zumal die Juden in Italien in der Zeit von Ridolfo Ghirlandaio verfolgt wurden und Judas zählte man eindeutig zum Judentum.
Mit diesem Gemälde setzte er sich eindeutig von seinem Vater Domenico Ghirlandaio ab, der 1485 mit dem selben Motiv ein Gemälde schuf.
Wahrscheinlich hat der italienische Maler Ridolfo Ghirlandaio nicht selber dem Gemälde diesen Titel gegeben und wenn doch, ist er etwas irreführend. Durch die Anwesenheit der Heiligen, die erst nach der Geburt Jesu Erdenbürger wurden, fasst der Künstler das Weihnachtsgeschehen mit den späteren Folgen für einzelne Märtyrer zusammen. Die beiden Hirten sind mehr oder weniger nur Schmuckwerk für dieses Bild.