Das mythologische Gemälde „Jupiter und Antiope“ (1775) von der Rokoko-Malerin Anna Dorothea Therbusch greift die Verführung der Antiope durch den Gott Zeus auf, in der römischen Mythologie wird Zeus mit Jupiter benannt.
Antiope liegt nackt im Vordergrund auf weißem Stoff, darunter liegt eine rote Decke. Ihre Augen sind geschlossen, ihr Körper ist verziert mit einer Blumenkette, die verbunden ist mit dem weißen Stoff. An ihren Füßen trägt sie lediglich an einem Fuß eine Sandale, die mit einer verzierten Fußkette befestigt ist. In ihrem brünettem langen lockigem Haar schimmert ein roter Haarreifen hervor. Neben ihr liegt auf der roten Decke ein bunter Blumenstrauß, auf der anderen Seite wächst neben ihr ein roter Rosenstrauch. Auf der linken Seite liegt im Vordergrund ein goldener Kerzenständer, auf der rechten Seite ein blauer Köcher mit Gold verziert, möglicherweise enthält dieser Pfeile.
Jupiter lugt hinter einer Decke hervor. Die Decke hängt zwischen Baumstamm und einem Ast. Dargestellt ist der Jupiter mit zwei Hörnern, die sehr an einen Teufel erinnern, auch er ist nackt, trägt jedoch um seine Lenden einen braunen Stoff. Seine Mimik wirkt sexuell lustvoll.
Die Nacktheit der beiden Protagonisten im Gemälde ist nichts Ungewöhnliches, der Renaissance-Maler Antonio da Correggio (1489 – 05.03.1534), der um 1528 sich malerisch mit dem Thema befasste sowie der französische Rokoko-Maler Jean-Antoine Watteau (10.10.1684 – 18.07.1721), der zwischen 1714 und 1719 ein Gemälde dazu schuf, zeigen die beiden Personen ebenfalls nackt. Ungewöhnlich ist hingegen, dass Antiope von Anna Dorothea Therbusch nicht nur schlafend sondern sexuell angeregt darstellt, wie das rote Tuch unter ihrem Körper verdeutlicht. Der bunte Blumenstrauß neben ihr sowie der Rosenstrauch und das sie sich Jupiter zuwendet verstärken diesen Eindruck. Dazu passt weniger, dass Jupiter satanisch von ihr dargestellt wurde. Möglicherweise bezieht sie sich herbei auf die Radierung „Le Satyre et la Nymphe“ von dem italienischen Maler Agostino Carracci (16.08.1557 – 22.03.1602) bzw. um die allgemeine Darstellung von Nymphen und Satyrs. Nymphen wurden häufig ästhetisch schön dargestellt, Satyrs hingegen hässlich mit Hörnern.
Demnach hat Anna Dorothea Therbusch zwei mythologische Stränge in einem Bild vereint.