geboren: 1079 in Le Pallett bei Nantes║1a
gestorben: 21.04.1142 im Kloster Saint-Marcel bei Chalon-sur-Saône║1b
eigentlicher Name: Pierre Abélard║2aa
Schreibweisen: Peter Abälard, Petrus Abaelardus, Peter Abélard
französischer Philosoph und Theologe║1c
Peter Abärlard gehört zu einer der bedeutendsten der französischen Philosophen und Theologen der Frühscholastik. Geboren wurde er 1079 in Le Pallett bei Nantes.

Zunächst wurde Peter Abärlard um 1095 Schüler bei Roscelin (der später der Häresie bezichtigt werden sollte), um 1100 wurde er dann Schüler bei Wilhelm von Champeaux,║3a anschließend wurde er Lehrer in Melun und Corbeil, ging anschließend 1114 nach Paris,║1d die einzige tatsächliche Großstadt im 12. Jahrhundert in Europa. Diese Stadt sowie der Studienort genossen ein hohes Ansehen. Peter Abärlard sorgte durch seine neuartige Lehrvermittlung für Aufsehen, er trat den anerkannten Autoritäten und Lehrmeinungen ohne jeglichem Respekt entgegen, er vertraute allein seinem Verstand. Seinen Schülern vermittelte er, dass mit Logik an die Theologie heranzugehen sei. Schnell sprach sich seine neue Art der Dialektik herum, in Scharen strömten die Schüler in seinen Unterricht und verhalfen „damit seiner Denkweise und Methode zum Durchbruch.“║2ba In der Philosophie entwickelte er den sogenannten Konzeptionalismus, auch als Sermonismus bekannt, eine Zwischenposition von Nominalismus und Realismus. Er lehrte die absolute Willensfreiheit, stieß damit auf die vorherrschende Lehrmeinung und auf Bernhard von Clairvaux, der genau das Gegenteil vertrat.║1e
Zu seinen wichtigsten Werken zählen „Sic et non“ und „Historia calamitatum mearum“. Das letztgenannte Werk entstand in den Jahren 1133 bis 1136. Darin legt er seine dialektische Methode dar, zeigt anhand seiner eigenen Biografie „den Entwurf einer neuen Wertordnung“, die neuartige Methode auf.║1f
Aber er sorgte auch mit seinem Privatleben für Ärgernis, vor allem mit seiner Liebschaft zu Héloïse.║1g Nachdem Héloïse das gemeinsame Kind geboren hatte, trat der tief gedemütigte Peter Abälard in das Kloster Saint-Denis ein.
Auf dieser Grundlage wirkt das folgende Zitat:
„Ich glaube, daß kein natürlicher fleischlicher Genuß als Sünde anzusehen sei, und daß nicht als Schuld zu rechnen ist, wenn man Genuß in einem Zustand findet, worin solcher notwendigerweise verspürt werden muß.“
Kurz danach konnte er seine Lehrtätigkeit wieder aufnehmen, aber seine Mitbrüder waren darüber erbost. Auf dem Konzil von Soissons im Jahr 1121 wurde er gezwungen, seine eigene Schrift „Tractatus de Unitate et Trinitate divina“ (Über die göttliche Einheit und Dreiheit) zu verbrennen. Aber das Urteil war ungerecht und so durfte er wieder in das Kloster zurückkehren.║3b
Peter Abaelard starb am 21. April 1142 in Saint-Marcel und wurde auf dem kleinen Friedhof begraben.║3c
Auch wenn die Liebesbeziehung zwischen Peter Abälard und Héloïse während seiner Lebenszeit für Aufsehen und Unmut sorgte, so wird diese später dennoch im weiteren Verlauf der Literaturgeschichte aufgegriffen, unter anderem von Jean-Jacques Rousseau und Luise Rinser.║4
Werksübersicht (Auswahl)║5
- Logica Ingredientibus
- Logica Nostrorum Petitioni Sociorum
- Dialectica (um 1120)
- Theologia Summi Boni. De unitate et trinitate divina
- Theologia Christiani
- Introductio ad theologiam
- Dialogus inter Philosophum, Judaeum et Christianum
- Petri Abaelardi epitome theologiae christianae
- Expositio in epistolam ad Romanos (dt. von Rolf Peppermüller, Herder, Freiburg 2000)
- Sic et Non
- Ethica seu scito se ipsum
- Historia calamitatum mearum
- Planctus. Consolatoria, Confessio fidei
Einzelnachweise:
1a, 1b, 1c, 1d, 1e, 1f, 1g: Vgl. Diether Krywalski: Knaurs Lexikon der Weltliteratur. Autoren – Werke – Sachbegriffe, Lizenzausgabe des Deutschen Bücherbundes – Stuttgart – Hamburg – München 1979, S. 11
2: Vgl. Hg.: Jürgen Grimm: Französische Literaturgeschichte, J.B. Metzler Verlag – Stuttgart, Weimar 2006 (5)
2aa: S. 511, Spalte 1
2ba: Vgl. Karin Becker, S. 6
3a, 3b, 3c: Vgl. Dieter Wunderlich (₪): Heloise und Abaelard, zuletzt besucht am 12.11.2019
4: Vgl. Dibb (₪): Peter Abaelard, zuletzt besucht am 12.11.2019
5: Vgl. Liste von Wikipedia (₪): Peter Abaelardus, zuletzt besucht am 12.11.2019
Titelbild: Das Grabmal von Abaelard und Heloise, gezeichnet von Christophe Civeton (Gemeinfrei)