Lebenszeit: 5. Jahrhundert
georgisch-orthodoxer Schriftsteller und Priester
Einfluss aus dem 5. Jahrhundert auf heute
Im 5. Jahrhundert ist Georgien in keiner Karte verzeichnet, es existiert nicht, wohl aber hat das Volk eine eigene Sprache und Kultur. Einer der frühesten Schriftzeugnisse ist bis heute den Georgiern nicht nur als Titel bekannt, vielmehr kennen sie auch dessen Inhalt.

Sehr viel weiß man über Iakob Zutaweli (die Schreibweise seines Namens variiert) nicht, dass er bis heute nicht in Vergessenheit geraten ist, liegt wohl vor allem an seiner Hagiographie „Martyrium der Heiligen Schuschanik“. Es ist einer der ältesten Zeugnisse georgischer Literatur, sie belegt, dass im südkaukasischem Raum die georgische Sprache im 5. Jahrhundert gesprochen wird.
So um das 5. Jahrhundert verändern sich die Machtverhältnisse, sind es zuvor die Römer und später die Byzantiner die über das Gebiet herrschen, die letztgenannten bringen die christliche Religion dorthin. Die Byzantiner werden dann von den Sassaniden verdrängt und sie führen die Lehre Zarathustras ein. Wie so häufig in der Historie beginnt vermutlich damit ein Religionskonflikt. Laut Forschungsergebnisse können sich zwar beide Religionen äußerst liberal zeigen aber ebenso auch sehr unnachgiebig, zuweilen nahm es brutale Züge an. In diesem Spannungsfeld und mit dem Aufkommen der neuen literarischen Gattung „Hagiographie“ verfasst Iakob Zutaweli die Schrift, in der die Protagonistin, die armenische Prinzessin Schuschanik (deutsch: Susanne) sich weigert, ihren christlichen Glauben abzulegen und den Zoroastrismus anzunehmen. Laut Text wird sie deshalb von ihrem Ehemann ins Gefängnis geworfen, wo sie nach sieben Jahren stirbt. Um die Glaubwürdigkeit zu unterstreichen, gibt der Verfasser an, dass er ihr Beichtvater sei.
Zwei Dinge fallen hierbei auf: der Vorname der Prinzessin und die Verweildauer des Aufenthalts im Gefängnis.
Schuschanik bedeutet übersetzt „Lilie“, dass in der Literatur mit Zartheit, Jungfräulichkeit, Reinheit und Unschuld gleichgesetzt wird; sieben Jahre wird als die Vollkommenheit Gottes betrachtet. Das Ziel der Hagiographie ist, zu bezeugen, dass die armenische Prinzessin völlig nach christlichen Vorstellungen lebte, dass sie rein und nahezu vollkommen war, dass ihr ein großes Unrecht widerfahren sei.
Ihr Vorname ist in der christlich-jüdischen Tradition bekannt, die Geschichte von „Susanne im Bade“ aus dem Alten Testament im Buch Daniel ist damals geläufig. Zwei Männer sind in Susanne verliebt, als sie eines Tages ein Bad nimmt, bedrängen sie beide und wollen mit ihr schlafen, sie weigert sich. Anschließend wird sie deshalb zum Tode verurteilt, doch es kommt nicht zur Vollstreckung sondern zu einem Gerichtsverfahren, worin sie freigesprochen wird. Diese Geschichte ist für Kriminalliteratur sowie für die Juristen interessant, da in früher Zeit das Unrecht durch ein faires Verfahren aufgedeckt wurde. In der Kunstgeschichte hat es etliche Maler inspiriert.
Zudem konnte Iakob Zutaweli auf das Vorbild von der Heiligen Susanne zurückgreifen, die von dem römischen Kaiser Diokletian im 4. Jahrhundert verfolgt wurde und deshalb sterben musste. In beiden Texten geht es um den Gegensatz zwischen den Religionen und das nur das Christentum die wahre Religion sei, die unter den anderen zu leiden hat.
Der Vater der Prinzessin wird hingegen als das Böse schlechthin dargestellt und es wird dem Leser nahegelegt, dass es ausschließlich an seiner religiösen Überzeugung liegt, dass er einer „falschen“ Lehre angehört, die nur Tod und Verderben mit sich bringt. Das „Martyrium der Heiligen Schuschanik“ weist Ähnlichkeiten mit der Legende von der Heiligen Barbara auf. Auch sie wird von ihrem Vater weggesperrt, in einen Turm.
Donald Rayfield legt in „The Literature of Georgia: A History“ dar, dass Iakob Zutaweli zunächst dem Zoroastrismus angehörte, später zum Christentum konvertiert und dabei den Namen Iakob Zutaweli annimmt, davor hieß er Gvirobandak und übte einen handwerklichen Beruf aus.
Der Text „Martyrium der Heiligen Schuschanik“ von dem georgischen Schriftsteller beeinflusst bis heute die georgische Kultur. Im 5. Jahrhundert wird der Zoroastrismus als unwürdig, als etwas Niederes angesehen, später wird es auf den Islam übertragen. Eine Beschreibung wie ein „echter“ Georgier zu sein hat, wird mit dieser Hagiographie begründet, die bis heute von jedem Oberstufenschüler gelesen wird. Weltanschauung und Nationalismus werden somit auch durch eine Schrift aus dem 5. Jahrhundert bis heute genährt. Anzunehmen ist, dass diese Schrift auch die georgische Literatur bis heute beeinflusst.
Quelle:
Vgl. Wikipedia (₪): Iakob Zurtaweli, zuletzt besucht am 18.04.2017
Weblinks:
Kunst braucht Zeit (₪): Himmelstür